Deutsche Staatsanleihen sicher?

Ist eine deutsche Staatsanleihe eine sichere Anlage?
Jetzt werden Sie vielleicht denken: was stellt er solch eine komische Frage? Deutsche Staatsanleihen müssen doch sicher sein! Wir sind Exportweltmeister, haben eine starke Wirtschaftskraft, fleißige Menschen. Uns kann man doch nicht mit Griechenland vergleichen!
Außerdem fließen doch Gelder aus schwächeren Staaten regelmäßig in stärkere wie eben auch von Griechenland nach Deutschland. Die ganzen zypriotischen und griechischen Oligarchen haben doch ihre Euronen nach Deutschland geschafft und sich u.a. Immobilien davon gekauft.
Ein zeitweilig sicherer Hafen ist noch lange kein sicherer Hafen. Natürlich ist bei einer ansteigenden Flut derjenige sicherer, der 10 Meter über den anderen sein Lager aufgeschlagen hat. Ist die Flut hoch genug, hat der auch keine Chance. Man sollte sich in solchen Fällen um Rettungsboote kümmern, die auf dem Wasser schwimmen.
Die Bundesrepublik Deutschland hat über 2 Billionen Euro explizite Schulden. Dazu kommen noch mehr als dieser Betrag nicht ausgewiesene Schulden, u.a. für nicht zurückgestellte Beamtenpensionen. Weiter hat die BRD Verpflichtungen in Miliardenhöhe mit ESFS, ESM und Target-II-Salden übernommen. Diese werden irgendwann real. Das ist dann alles nicht mehr rückzahlbar. Spätestens zum Zeitpunkt an dem die Zinsen für diese Schulden die Höhe des Staatshaushaltes erreichen, haben wir die gleiche Situation wie in Griechenland, nur mit einer wesentlich deftigeren Fallhöhe.
Und auslösende Faktoren für einen Fall gibt es viele:
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Krieg, Unterbrechung von Wirtschafts- und Handelsbeziehungen durch Sanktionen, Wirtschaftskrisen in anderen Teilen der Erde, Insolvenz eines großen Hedgefonds, Bankenpleiten, Naturkatastrophen u.v.a.m.
Dazu kommt ein derzeit wenig beachteter Fakt, der möglicherweise wegen dem Grexit in den Medien "untergeht" oder absichtlich nicht diskutiert wird. Die Renditen für die deutschen Bundesanleihen sind von 0,049 Prozent im April auf zeitweise über ein Prozent im Juni gestiegen. Sie haben sich also während weniger als 40 Handelstagen verzwanzigfacht!
Bislang galten die deutschen Staatspapiere bei professionellen Anlegern als sicherer Hafen. Nach den Statistiken, deren sich Finanzjongleure wie Computer bei der Abschätzung von Anlagerisiken bedienen, hätte ein Crash, wie wir ihn in diesem Frühjahr erlebten, nur alle 15.000 Jahre vorkommen sollen.
Jetzt trennen sich viele Anleger in Panik von Staatsanleihen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wird nun Mühe haben, weitere Staatsanleihen auf dem Finanzmarkt zu platzieren. Die Staatsverschuldung wird auf jeden Fall teurer, was die Steuerzahler bald zu spüren bekommen werden.
Meine Frage zur Sicherheit von deutschen Staatsanleihen war also gar nicht so abwegig. Das Urteil liegt für mch auf der Hand, auf mittelfristige Sicht: keine Sicherheit, Totalverlustrisiko!
Deutsche Staatsanleihen sind also keine sicheren Anlagen.
Das Foto oben zeigt den Massenandrang bei der Berliner Sparkasse nach Schließung der Banken am 13. Juli 1931 - Also auch die Geschichte zeigt es deutlich: Geldwerte sind nicht sicher!
Foto: Bundesarchiv, Bild 102-12023 / Georg Pahl / CC-BY-SA